Jan Puhl, a jounarlist from SPIEGEL came to Sylt a few weeks ago, when I had a competition. The interview was a lot fun. I was realy excited to read the article, cause he seamed to be a cool and also professional guy, who knows a lot about his job. After I read the article, I can say he did his job well and worte THE BEST article about kitesurfing I ever read next to the kiteboardingmagazines.
"Besser als Achterbahn"
Windsurfen ist für die Arrivierten ab 40 - wer's spektakulärer mag, geht kitesurfen. Der angehende Student Rick Jensen ist einer der wenigen deutschen
Profis.
Rick Jensen ruckelt die breiten Schultern im Neoprenanzug zurecht und blickt zum Himmel: "Fünf Windstärken, knapp, mehr wäre mir lieber." Der Nordwest treibt weiße Wolken nach Südost, Schatten wandern über den Strand von Sylt.
Jensen stöpselt die Luftpumpe ein, schon nach wenigen Hüben verwandelt sich die bunte Segeltuchbahn im Sand in einen Lenkdrachen in Form eines gigantischen C. An dessen vier Ecken vertäut der 21-Jährige seine Steuerleinen. Dann hängt er die "Bar", eine Lenkstange, in das Gurtsystem an seinen Hüften. Ein Helfer hebt den Drachen an, Jensen zieht kurz an den Leinen, zehn Quadratmeter Tuch schweben geräuschlos gen Himmel. Leicht gegen den Wind gebeugt, zerrt er das Ungetüm zum Wasser.
Dort, wo die Wellen ausrollen, lässt Jensen sein Brett fallen und steigt in die aufmontierten Stiefel. Dann lehnt er seine 90 Kilo - sieht aus, als wären's ausschließlich Muskeln - nach hinten, der Drachen jagt im Sturzflug hinab, stoppt, jetzt packt ihn der Wind, treibt ihn mit Macht vor sich her. Rick Jensen stemmt die Kante seines Boards in die Gischt und rast hinaus aufs Meer.
Kitesurfen heißt der spektakuläre Sport, er entwickelte sich als eine Mischung aus Drachensteigen und Windsurfen. Nach zehn Jahren ist Kiten fast populärer als Windsurfen, die "Mutter aller Fun-Sportarten", wie es in der Szene heißt. Geschätzte 30 000 Freizeitsportler fetzen in Deutschland mit Kite und Board längs der Küsten und auf den Seen. Rund 20 zählen zu den Profis.
So wie Rick Jensen. In den vergangenen sechs Jahren hat er seinen Drachen kaum von den Leinen gelassen. Salzwasser und Sonne haben seine blonden Haare an den Spitzen noch heller gebleicht. Unter Surfern gilt er als einer der "krassesten" Fahrer überhaupt (www.kiteboarding.de). Das will er einmal mehr beweisen: Ende Juli in St. Peter Ording, dort trifft sich die Drachenlenker-Elite zur Weltmeisterschaft.
Flach fliegt der Kite übers Meer, so hat er maximalen Zug. Wie ein Speedboat zerrt er den Surfer hinter sich her. Jensen steuert das Wakeboard durch die Wellen, einen umfunktionierten Mono-Wasserski. Sprünge sind seine Spezialität: Jensen lupft das Board aus dem Wasser, wirbelt durch einen Rückwärtssalto, dreht sich um die eigene Achse und hangelt die Bar hinter seinem Rücken vorbei, bevor er in einer Gischtwolke wieder aufschlägt.
Es gibt beim Kitesurfen eine eher klassische Wettkampfvariante: auf einem festgelegten Kurs Rennen fahren. Und eine Variante mit Thrill: Freestyle. Es gewinnt, wer die meiste, schnellste, kunstvollste Akrobatik zaubert. Derzeit übt Rick den "Mobe 7", eine für Laien kaum zu durchschauende Kombination aus Umschwüngen, Pirouetten und Drehungen. Solch ein "Move", wie die Kiter sagen, bringt Punkte im Wettbewerb. Zweimal schon war Jensen deutscher Juniorenmeister.
"Kiten ist nicht schwer zu lernen", behauptet Jensen: "Es geht viel schneller als beim Windsurfen, bis man die ersten Hüpfer machen kann." Eine ganze Welt des Übens liegt allerdings zwischen solchen Hopsern und sogenannten Kite-Loops. "Dafür braucht man mehr Wind, so sieben Beaufort sind gut." Der Drachen beschreibt dabei einen Kreis am Himmel, der Zug reißt den Surfer aus dem Wasser. "Locker 15 Meter hoch, dann geht es wieder abwärts, das ist besser als Achterbahnfahren", sagt Jensen. Nur wenige auf der Welt stehen dieses Manöver wirklich sicher.
Und weil Jensen einer davon ist, spendiert sein Sponsor nicht nur die neusten Drachen, sondern auch ein Reisebudget. "Eigentlich wohne ich noch bei meinen Eltern bei Pinneberg, aber vergangenes Jahr war ich vielleicht zwei Wochen zu Hause", erzählt er. Der rostige weiße VW-Bus ist Jensens Hauptwohnsitz. "Ich gehe immer aufs Wasser, wenn Wind ist, ich bin eigentlich jeden Tag unterwegs zwischen Fehmarn und St. Peter-Ording. Im Winter fahre ich nach Kapstadt zum Training." Eine Beziehung, erzählt er, sei diesem Lebenswandel "unter anderem" schon zum Opfer gefallen.
Die Firma, die ihn sponsert, gehört der Windsurflegende Robby Naish. Der Amerikaner war zigmal Surf-Weltmeister, er hat aber auch das Kiten groß gemacht. Naish ist Jensens Vorbild: "Keiner reitet Wellen so radikal ab wie er", sagt er.
Kiten ist der Sport der Jungen, im Gegensatz zum Surfen, wo der Kern der Szene mit dem Sport gealtert ist. Die bunten Segel auf der Nordsee sind weniger geworden - stattdessen schwirren jetzt Kites am Himmel hin und her, scheinbar ziellos wie Bienen.
Jensen jagt auf eine Welle vor Westerland zu, hält den Drachen mit einer Hand und schlägt einen Haken, dass die Gischt fliegt. Doch diesmal hat er sich verschätzt, schlägt hin, der Kite stürzt zwischen die Zuschauer am Strand.
Das ist die Tücke an dem luftigen Zeitvertreib: "Kiten ist immer noch gefährlich", gibt Jensen zu. Vor sieben Jahren machte der Sport Schlagzeilen, als zwei ineinander verhedderte Drachen Silke Gorldt, die deutsche Meisterin, zu Tode schleiften. Seitdem mühen sich die Hersteller, die gewaltigen Kräfte der Kites leichter beherrschbar zu machen. Doch unlängst kam in Italien wieder ein Drachenfahrer ums Leben. Im Internet kursieren haarsträubende Unfallvideos: Windböen reißen Kiter in die Höhe, bis sie beinahe am Horizont verschwinden und schließlich hart landen.
Die Profis fordern deshalb, dass sich die Drachenhersteller auf einen einheitlichen Auslösemechanismus einigen. Jede Firma hat ihr eigenes System ersonnen, wie sich der Sportler im Notfall von seinem Drachen trennen kann. "Das muss bei allen der gleiche Handgriff sein, so dass man das wie einen Reflex erlernen kann", sagt Jensen. "Beim Auto ist ja die Bremse auch immer an der gleichen Stelle."
Ihn hat es selbst mal erwischt, heftig und blutig. Im Internet finden sich Bilder des klaffenden Risses an seinem Hinterteil. Es geschah im Herbst vergangenen Jahres; Jensen hatte auf dem rostigen Metallgeländer einer alten Badeinsel am Fehmarner Südstrand einen "Grind" versucht. Einen Trick, der vom Skateboarden kommt: "Man springt mit der Boardmitte auf irgendein Geländer, lässt sich darauf ein Stück entlangrutschen. Bei mir war da plötzlich eine Schraube, die hatte ich vorher übersehen." 16 Stiche mussten die Ärzte setzen, um die Wunde wieder zu schließen.
Ab Herbst braucht Jensen sein Sitzfleisch, er beginnt sein Maschinenbaustudium, natürlich in Kiel, der Hauptstadt der deutschen Drachenbrettsurfer. Und am Nachmittag an den Ostseestrand? Jensen schüttelt den Kopf: "Ich werde mein Studium sehr ernst nehmen. Das Kiten habe ich so exzessiv betrieben, dass es nicht in Konkurrenz dazu stehen wird."
Von Wind und Wasser kann Jensen aber auch bei der Berufswahl nicht lassen. Sein Traum: bei Enercon arbeiten, gerade hat er dort ein Praktikum absolviert. Die Firma baut unter anderem Offshore-Windkraftanlagen.
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Christian Teuber (Mittwoch, 08 Dezember 2010 22:46)
Ihr Weicheier streicht doch über 35 Knoten die Segel
ein "Arrivierter"